Sie sind Eigentümer eines Umgebindehauses oder möchten ein Umgebindehaus erwerben? Sie haben bereits ein Umgebindehaus käuflich erworben und möchten dieses sanieren?
Nachfolgend erhalten Sie einige Informationen über die Geschichte/Entstehung der Umgebindehausbauweise, über typische Schadensbilder und mögliche Sanierungsmethoden.
Das Umgebindehaus
1 Allgemein
Das Umgebindehaus als regionale Sonderform der Verbindung von Block- und Fachwerkbau im Gebiet der Oberlausitz und Nordböhmens, prägt in besonderer Weise die Bausubstanz im ländlichen Bereich. Unter Berücksichtigung des Umstandes, dass sich eine beachtliche Anzahl der Umgebindehäuser in einem desolaten bzw. zumindest stark sanierungsbedürftigen Zustand befindet, stellt die Erhaltung und Sanierung dieser, mit dem Ziel eine Anpassung an den modernen Wohnstandard zu erreichen und für künftige Generationen zu bewahren, eine große Herausforderung dar. Zugleich wird darin ein wichtiger Beitrag gesehen, die Oberlausitz attraktiver zu gestalten und dauerhaft aufzuwerten.
2 Geschichtliches und Entstehung
Die Umgebindehausbauweise fand ihren Ursprung in der Zeit der Ostkolonisation im 10. Jahrhundert, als die Slawische Blockbauweise und die germanische Fachwerkbauweise aufeinander trafen. Jede Hausbauart bot für sich ihre eigenen Vorteile. So besaß der Blockbau hinsichtlich des Klimas der Oberlausitz günstige Voraussetzungen, da durch die Holzwände und den ausgeführten Wanddicken eine gute Wärmedämmung und damit ein behagliches Raumklima geschaffen und gewährleistet wurden. Mit dem Fachwerkbau dagegen konnte man Häuser schneller und vor allem Holzsparender ausführen. So entstand schließlich, unter Ausnutzung der Vorteile beider Hausbauarten, der Gedanke eines Fachwerkhauses mit einer im Blockbau errichteten Wohnstube. Da jedoch Holz aufgrund seiner Anisotropie ein unterschiedliches Schwindverhalten in Längs- und Querrichtung aufweist, war eine konstruktive Kombination des Block- und Fachwerkbaus nicht ohne Weiteres möglich. Erst die Idee einer Integration der Blockstube als völlig selbstständiger Baukörper in das Fachwerkhaus konnte diesem Umstand abhelfen und die Ausführung aus konstruktiver Sicht gewährleisten. In der Praxis wurde demnach zuerst die Blockstube als eigener Baukörper errichtet und danach die Umgebindekonstruktion, i. d. R. einige Zentimeter von der Blockstube entfernt, aufgestellt. Das Dach, und wenn vorhanden das Obergeschoss, wurden danach auf die Umgebindekonstruktion aufgesetzt, wobei dadurch eine Lastabtragung aller durch die oberen Stockwerke verursachten Lasten über diese gewährleistet wurde. Der Fußboden des Daches bzw. Obergeschosses wird dabei aus Balken gebildet so dass im Bereich der Blockstube eine sog. Doppeldecke entsteht. Den Stall- und Flurbereich errichtete man im Massivbau, da gerade in diesen Räumen die höhere Feuchtigkeitsbelastung zu einer schnellen Zerstörung von Holzbauteilen geführt hätte. Die Abbildung 1 zeigt zusammenfassend den Aufbau eines Umgebindehauses.
Heute begrenzt sich die Konzentration dieser Gebäude zum größten Teil nur noch auf die Oberlausitz und den nördlichen Teil der Tschechischen Republik. Vereinzelte Objekte befinden sich noch im südwestlichsten Teil Polens, im Vogtland oder in der Gegend um Altenburg und Jena. Bezüglich der Oberlausitz können zum Beispiel folgende Orte genannt werden, bei denen die Umgebindehausbauweise noch vorherrschend und ortsprägend ist:
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Ebersbach,
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Oppach,
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Seifhennersdorf,
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Hirschfelde,
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Obercunnersdorf,
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Dittelsdorf.